Unter dem Titel "For Forest" ist im Klagenfurter Fußballstadion derzeit die größte Kunstintervention Österreichs im öffentlichen Raum zu sehen. Bei der Installationen handelt es sich um 299 im Stadion temporär eingepflanzte Birken, Zitterpappeln, Stieleichen, Lärchen, Waldföhren und weitere Bäume. Es dreht sich also um einen Mischwald, den es wegen der weit verbreiteten Monokulturen in der Natur in dieser Form nur noch selten gibt. Ergänzend zu dieser monumentalen Installation präsentieren eine Reihe weiterer Einrichtungen Klagenfurts ebenfalls Ausstellungen zum Thema "Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur". Vorarlberg ist dabei durch den Bizauer Bildhauer Herbert Meusburger vertreten. Als "Part of For Forest" zeigt er im Robert-Musil-Literatur-Museum von 9.9. bis 27.10.2019 eine fünfteilige Holzskulptur.     

Das Robert-Musil-Literatur-Museum befindet sich im Klagenfurter Geburtshaus des österreichischen Dichters von Weltrang und Klassikers der Moderne: Robert Musil (1880-1942). Analog zu seinen Granitskulpturen mit dem Grundthema „Trennen & Verbinden“ hat Meusburger hier fünf industriell gefertigte Holzbalken zu einer Art Doppeltor miteinander verbunden.      

Industrieholz als Ausgangspunkt       

Die mittels Aussparung und Auskragung zusammengefügten Balken hat der Künstler mit dunkler, grünstichiger Ölfarbe bemalt und dabei die aus den Jahresringen resultierenden Maserungen des Holzes jeweils freigebürstet. Das fünfteilige Werk ist zwei Meter breit, 160 Zentimeter hoch und 28 Zentimeter tief. Die Skulptur, die bereits einen Käufer gefunden hat, wird bis Mitte November im Robert-Musil-Literatur-Museum zu besichtigen sein, anschließend soll sie mitten in einem Wald neu aufgestellt und der Verwitterung preisgegeben werden. Dem Wald wird dadurch das ihm entnommene Holz sprichwörtlich wieder zurückgegeben. 

Eigentlich ist Meusburgers "For-Forest"-Beitrag materialauthentischer als seine Arbeiten in Stein. Denn die einzelnen Elemente seiner oft vielteiligen Skulpturen fügt er mit einer Technik zusammen, die er den Alphütten- und Blockhausarchitekturen abgekupfert hat. Es sind speziell für Holzbalken ausgeklügelte Schwalbenschwanz-, Steck- und andere Verbindungsvarianten. Stein markiert in diesem Zusammenhang also gleichsam eine Materialentfremdung. Grundsätzlich aber ist der Bizauer Künstler seit über 35 Jahren dem Material Stein verhaftet. Mit Arbeitstechniken wie etwa Aufrauhen und Glätten sowie Abspalten und Zusammenfügen setzt der Künstler auch inhaltliche Zeichen zur Zeit, ganz im Sinne eben von „Trennen & Verbinden“. Mit der Malerei hat der 65-jährige Künstler zudem eine zweite Ausdrucksform gefunden.      

Im vergangenen Jahr gab das Vorarlberg Museum (VM) in Bregenz im Rahmen seiner Sommerausstellung anhand erlesener, markanter Werkbeispiele einen repräsentativen Einblick in das Schaffen des malenden Bildhauers. Im Zentrum stand eine eigens für das Vorarlberg Museum geschaffene monumentale, aus 38 Granitteilen bestehende „Behausung“ für gefährdete Pflanzen im lichtdurchfluteten Atrium des Hauses.        

Publikumsmagnet       

Die zentrale Intervention „For Forest“ im Wörthersee-Stadion hat sich zwischenzeitlich zu einem Besuchermagnet entwickelt. Das monumentale Unterfangen, das nicht nur die Monokulturen, sondern auch den Klimawandel und die Vernichtung der Regenwälder thematisiert, verzeichnete bereits weit über 70.000 BesucherInnen. Die Überschreitung der 100.000er Marke scheint nur eine Frage der Zeit.      

Ausgangspunkt des seit sechs Jahren geplanten Projektes ist die Zeichnung "Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur" des österreichischen Malers Max Peintner. Sie zeigt ein Stadion voller Zuschauer, die einen Wald betrachten. Die Kunstinstallation greift die zentrale Frage auf, ob der Wald bald nur noch als Schauobjekt wie in einem Museum zu bewundern ist. "Der Zeitpunkt ist mir ein bisschen unheimlich. Es kommt so was von punktgenau", betont der Schweizer Initiator, Organisator und Kurator von „For Forest“, Klaus Littmann, angesichts des Klimawandels, der Brandrodungen etwa am Amazonas und des Waldsterbens.     

Littmann bekam die Zeichnung Peintners erstmals 1993 bei einem Aufenthalt in Wien zu Gesicht. Von dem Bild in Bann gezogen, suchte er jahrelang nach einem Stadion, um die Vision umsetzen zu können. Im Normalfall sind ja Fußballstadien nicht über einen längeren Zeitraum verfügbar. Anders in Klagenfurt, wo für die Europameisterschaft 2008 ein Stadion um viele Millionen öffentliches Geld für einige wenige Spiele gebaut wurde. Nach jahrelangen Verhandlungen mit der Stadtgemeinde Klagenfurt konnte das Kunstprojekt dieses Jahr realisiert werden. Wobei Littmann völlig auf öffentliche Förderungen verzichtet. Finanziert wird das Projekt über den Verkauf von Merchandising-Produkten, mit Hilfe von Baumpatenschaften sowie mit Zuwendern von privaten Sponsoren.      

Für die Umsetzung des Projektes im Fußballstadion zeichnet der Schweizer Landschaftsarchitekt Enzo Enea verantwortlich. Die etwa 50-jährigen Bäume mit einer Höhe von rund 15 Metern und einem Gewicht von bis zu sechs Tonnen stammen aus Baumschulen. Nach der bis zum 27. Oktober dauernden temporären Installation soll der Wald auf einem nahe gelegenen Grundstück genauso wie im Stadion eingepflanzt werden.       

"For Forest"
8.9. - 27.10.
tgl. 10 - 22 Uhr
Wörthersee Stadion, Klagenfurt
www.forforest.net