Der Künstler Herbert Meusburger hat im Rebstock ein formales Element gefunden, das sich inhaltlich exakt in seinen vom „Trennen & Verbinden“ geprägten Skulpturen-Kanon einfügt. Für seine neueste Arbeit hat er einen 60-jährigen Rebstock aus Perchtoldsdorf in Bronze gegossen. Zu diesem Zweck hat er zusammen mit dem auf 3D-Druck spezialisierten Unternehmen 3D Wood (3DW) aus Lajen/St. Ulrich im Grödnertal ein spezielles Prototyping-Verfahren zur Herstellung einer Gussform entwickelt. Und zwar scannte 3DW den alten Rebstock ein und erstellte im 3D-Druck-Verfahren eine Abformvorlage aus einem silikonartigen Material. Diese Form wiederum bildete für die Bronzegiesserei Krismer Guss in Telfs den Ausgangspunkt, um ein exaktes Abbild des Weinstockes in Bronze zu realisieren. Was die Prägnanz und Perfektion der Umsetzung des Rebstockes in das neue Material anbelangt, so erlangt der Bronzeguss mit dieser Vorgehensmethodik eine neue Qualitätsstufe. Jede kleinste Faser, jede Faltung des Holzes wird aufs Genaueste wiedergegeben. Zwischen Modell und Abbild ist kein Unterschied auszumachen. Es ist eine Materialtransformation höchster Punktgenauigkeit.
Durch diese neue Prozesstechnik werden Bronzegüsse von bis zu vier Metern Grösse möglich. Wobei jeglicher Abguss ein Unikat darstellt, da die silikonartigen Formschablonen bei jedem Guss dahinschmelzen.
Für einen Weinort, einen Weinanbauer oder auch einen Weinsammler könnte so ein Rebstock aus Bronze zu einem kaum übertreffbaren visuellen Statement eigener Anliegen gereichen. Ein mit diesem Verfahren erzeugter skulpturaler „Klon“ eines altehrwürdigen Rebstockes eigener Wahl steht nicht nur für eine künstlerische Hommage an den eigenen Weingarten, sondern leistet, platziert vor dem Betrieb oder dem eigenen Degustationslokal, einen wesentlicher Beitrag zur Identitätsstiftung.
Abgesehen davon, dass so eine Skulptur auch ein symbolisches Mahnmal für die Natur darstellt. Denn auch viele Weingärten sind durch die Überintensivierung der Bewirtschaftung in ihrer Existenz gefährdet.
Wein repräsentiert in der traditionellen Symbolik ein im echten Sinne „geistiges Getränk“. Der in verschiedenen Kulturen (Dionysos-/ Bacchus-Kult) üblich gewesene übermässige Weingenuss war kultisch verankert und sollte die Vereinigung mit der Gottheit der Extase herbeiführen. Wein sollte jeden Zauber brechen und Lügen entlarven („in vino veritas“). In der mittelalterlichen Symbolik wird Christus gleichnishaft als Weinstock, seine Jünger als Reben dargestellt. Historisch gesehen kann die Kultur des Weines und damit des Rebstockes im Orient und Ägypten bereits cirka 3000 vor Christus nachgewiesen werden. Bei Festen durfte in diesem Raum der Wein niemals fehlen.